Særslev ist das, was man in der Fachsprache als „adelby“ (Hauptdorf) oder ursprüngliches Dorf bezeichnet, vermutlich entstanden zwischen dem Ende der Wikingerzeit und dem frühen Mittelalter. Es wird zum ersten Mal schriftlich um das Jahr 1349 mit der Namensform „Særsløff“ erwähnt. Die Vorsilbe bezieht sich auf die urnordischen „Saiwa-Harier“ (Seekrieger), deren Name hier die Form „Sæar“ angenommen hat. Die Nachsilbe ist „-lev“, was vermutlich Erbe bedeutet. Das Erbe der Seekrieger.
Wenn Sie heute durch Særslev gehen, finden Sie viele beeindruckende Häuser und Gebäude. Das ist insbesondere „Utzon“ zu verdanken, dem tüchtigen Architekten Kristen Kristensen, der Særslev und Nordfünen seinen Stempel aufgedrückt hat, ebenso wie vielen anderen Orten. Kristen Kristensen war ursprünglich gelernter Tischler, betätigte sich aber auch als Lehrer, Landwirt und Politiker. Als Architekt erreichte er jedoch die größte Bekanntheit. Er zeichnete in den Jahren von ca. 1890 bis 1930 mehr als 100 Gebäude. Häuser, Villen, Schulen, Bauernhöfe, Meiereien, Versammlungshäuser, Ziegeleien und eine Kirche. Særslev galt viele Jahre lang als ein sehr schönes Dorf, da viele Häuser kleine, gemütliche Gärten mit Blumen hatten, die zur Straße hin lagen. Etwas, das man nicht oft sieht.
Unmittelbar außerhalb von Særslev liegt auf einem Hügel ein kleiner, anonymer Grabhügel. In der Umgebung dieses Ortes hat es im Mittelalter eine heilige Quelle – „Møkilden“ (Jungfrauenquelle) – gegeben, die, wie die Fabel berichtet, „der Erde entsprang, nachdem hier eine Jungfrau geschändet worden war“. Von der Quelle sagte man, dass sie über heilende Kräfte verfügte, und im Lauf der Zeit pilgerten viele Menschen zu der Quelle, um sich von Krankheiten und Unglück zu befreien. Der Hügel diente als Richtplatz für Verbrecher und Mörder. Die letzte Hinrichtung fand erst 1810/20 statt.
Die Kirche von Særslev
wurde im 12. Jahrhundert erbaut und war in der katholischen Zeit St. Nikolaus geweiht. Die Kirche war reich und für eine Dorfkirche ungewöhnlich groß. Vieles deutet darauf hin, dass man die Kirche in der katholischen Zeit als etwas Besonderes angesehen hat.
Mit der heiligen Quelle – „Møkilden“ –, die im Westen der Kirche lag, ist es nicht unwahrscheinlich, dass die Kirche in der katholischen Zeit als Wallfahrtskirche diente, zu der die Pilger strömten.
In dem westlichen Giebel des Turms ist eine Kanonenkugel eingemauert. Man berichtet, dass sie von schwedischen Soldaten auf die Kirche abgefeuert worden sei, die auf dem Båring-Hügel in Stellung gegangen seien. Der unter Denkmalschutz stehende schöne Pfarrhof neben der Kirche wurde 1805 errichtet und trägt zu der traditionellen dörflichen Atmosphäre bei.
Nordfünens (vielleicht sogar Dänemarks) eigensinnigster Pfarrer
Peder Jørgensen Aaby wurde 1743 Pfarrer im Kirchspiel Særslev. Eine Stelle, die er (trotz seiner Eigenheiten) ganze 61 Jahre innehatte.
Pastor Aaby war ein sehr eifriger Jäger. Regelmäßig schimpfte und fluchte er (auch in der Kirche) und hielt mitunter donnernde Predigten.
Er sprach eine Sprache, die oft so deutlich war, dass ihm Schaum vor dem Mund stand. Einmal war das Pfingstopfer wohl etwas zu bescheiden ausgefallen, und er warf den Spendern die Opfergaben im Zorn mit folgenden Worten an den Kopf: „Ihr Askebøtter und Esterbøtter, Ihr Moderupper und Slagstrupper (Bewohner aus den umliegenden Dörfern Askeby, Esterbølle, Moderup und Slagstrup) – Euch soll ich hier trauen, Eure Kinder taufen und Erde auf Eure Alten werfen, und Ihr wagt es, mir ein solches Opfer zu bieten! Ihr sollt zur Hölle fahren, sowohl die Großen wie die Kleinen. Zuerst die Eltern und die Kinder gleich danach. Und glaubt Ihr wohl, dass Euer alter Pfarrer an Pforten stehen und für Euch bürgen wird? Nein, bei meiner Seele und meiner Seligkeit, dass wird er nicht tun!“
Eines Tages hatte der Pfarrer mit seinen Aalreusen Glück gehabt. Vielleicht hatte er es eilig oder er wollte die Aale alleine für sich haben, jedenfalls nahm er die Tasche aus Segeltuch mit den Aalen mit in die Kirche. Während der Predigt entdeckte der Küster die „lebende“ und nicht gerade für die Kirche geeignete Tasche und wollte sie aus dem Kirchenraum entfernen, als Aaby oben von der Kanzel mit donnernder Stimme rief: „Lass sie liegen, zum Teufel“! Und mit seiner Predigt fortfuhr, als sei nichts gewesen.
Es gibt eine Menge unglaublicher Geschichten über Pastor Aaby. In der Kirche gibt es einen Leichenstein für Pastor Aaby.