Das heutige Otterup ist aus den beiden Dörfern Otterup und Hjorslev entstanden. Hjorslev war von alters her das größte, aber Otterup war seit dem 12. Jahrhundert das Kirchdorf. Das verlieh dem Ort den Vorrang und führte dazu, dass die heutige Stadt diesen Namen trägt.
Die überwiegend flache Landschaft, die sich über einen großen Teil des nordöstlichen Fünens erstreckt, wird „Sletten“ (das Flachland) genannt.
Sletten wurde durch das Schmelzwasser der Eiszeit geformt und war bereits im Mittelalter ein ausgeprägtes Ackerland. Hier lebten Kleinbauern von ihren kleinen Parzellen oder als Tagelöhner, die auf den Besitzungen der Kirche und des Adels Fronarbeit leisten mussten. Ein Leben von äußerster Bescheidenheit.
Die Nordfünische Eisenbahn
Die Bauern auf Sletten beschafften sich Nebeneinkünfte, indem sie für den Eigengebrauch und für den Ver-kauf auf dem Markt in Odense webten. Die Eisenbahn wurde zu dem Tor, das Sletten neue Zeiten und den Kontakt zur Umwelt eröffnete.
Als die Eisenbahn 1882 in die Stadt kam, lag der Bahnhof außerhalb des alten Stadtkerns. Die Entwicklung verlagerte die Stadtmitte hin zum Gebiet der Eisenbahn auf der anderen Seite.
Die Nordfünische Eisenbahn führte zu einem starken Wachstum in Otterup, das sich jetzt „Stationsby“ (Kle-instadt mit Bahnstation) nennen konnte und wo es jetzt Zuzug, Erweiterung und erhöhten Wohlstand mit ei-nem engeren Kontakt zum übrigen Fünen gab. Die Eisenbahn, neue Märkte und Überschüsse, die zu Wachstum führten, beförderten das Wirtschaftsleben der Stadt, und hier waren die Polizei, der Arzt, der Tie-rarzt, die Apotheke u. a. m. vor Ort. Otterup wurde zu einem Zentrum für das Umland und wuchs während des 20. Jahrhunderts zu der wichtigsten Stadt im östlichen Nordfünen heran.
Die goldene Zeit der Eisenbahn dauerte bis in 1930er Jahre, als Autos und Lastwagen zu den bevorzugten Verkehrsmitteln zwischen Sletten, Otterup und dem übrigen Land wurden. Der Bahnhof wurde 1970 abge-rissen und machte Platz für das neue Rathaus der Stadt, das 1972 errichtet wurde.
Die Otterup Gewehrfabrik
Die „Otterup Gewehrfabrik“ (Schultz & Larsen) ist die weltbekannte Firma der Stadt, die mehr als 100 Jahre lang (1889–1994) einige der weltbesten Büchsen und Gewehre herstellte. Hans Schultz und der Schwieger-sohn Niels Larsen (Gewinner der Goldmedaille im Schießen bei der Olympiade 1920) entwickelten zusammen fantastische handgeschmiedete Waffen mit revolutionärer Technik, was Otterup zum Gegenstand der großen Politik machten.
Das „Otterup Museum“, das frühere „Otterup Hospital“, das als Altenteil für acht Arme gediente hatte, wurde 1722 errichtet. 200 Jahre später wurde in dem schönen Gebäude eine Bibliothek eingerichtet, und seit 1958 ist es das Museum der Stadt mit wechselnden Ausstellungen.
Wussten Sie…
…dass die Bauern Nordfünens, bevor die Eisenbahn 1882 nach Otterup kam, u. a. ihr Korn vom Klintebjerg Havn am Fjord verschifften? Das sorgte für zusätzlichen Handel in Otterup!