Das auf einer Halbinsel mit Sicht auf den Kleinen Belt und das Kattegat schön gelegene Bogense gehört zu den kleinsten Marktstädten in Dänemark. Der Name Bogense bedeutet „Buchenhalbinsel“. Das Marktrecht wurde der Stadt im Jahr 1288 von König Erich VI. Menved verliehen, aber alles deutet darauf hin, dass hier schon vorher Märkte abgehalten wurden. Der Hafen wurde erst 1828-30 angelegt. Bis dahin mussten die Schiffe auf dem Meer ankern und ihre Waren in flachen Kähnen an Land bringen. Heute bildet der außergewöhnlich schmale Hafen eine Verlängerung des idyllischen kleinen Bachs „Bybækken“, der bei der Küstenstadt ins Meer mündet.

 

Entlang des Flusslaufs wurden zahlreiche Mühlen betrieben, von denen aber nur noch zwei stehen: Neder Mølle an der Straßen aus Richtung Odense und Over Mølle beim Schloss Harritslevgaard. Nach dem Bau des Hafens wurden im Ort mehrere Gemischtwarengeschäfte eröffnet. Nur eines davon, der alte Kaufmannsladen in der Østergade, ist noch in Betrieb. Obwohl die übrigen durch moderne Supermärkte ersetzt wurden, ist Bogense noch immer eine lebhafte Handelsstadt.

 


Die Stadtkirche

Der älteste Teil der Kirche stammt vom Anfang des 15. Jahrhunderts und ist gleichzeitig das älteste Gebäude der Stadt. Erbaut wurde sie auf der höchsten Erhebung der Stadt mit Blick aufs Meer; heute liegt sie inmitten von über 100 Jahre alten geschützten Linden. Seit ihren bescheidenen Anfängen hat sie sich zu einem stattlichen Gebäude entwickelt.

 

Ihr Turm, der vom Meer aus schon von weitem zu sehen ist, diente der Schifffahrt über Jahrhunderte als Orientierungspunkt. Vielleicht ist sie auch deshalb dem Heiligen Nikolaus, dem Schutzheiligen der Seefahrer, geweiht. Bei Renovierungsarbeiten wurden unter dem Boden Reste einer noch älteren Kirche entdeckt. Vermutlich eine Holzkirche aus den christlichen Wikingerzeit oder dem frühen Mittelalter. Anders als bei den meisten anderen Kirchen in Dänemark steht ihr Turm im Osten.

 


Das Dorf der Meerjungfrauen

Nach einer alten Sage verläuft im Meer vor Bogense, zwischen der Insel Æbelø und der Stadt, eine tiefe Rinne hin zum Dörfchen Jersore. Bei stillem und diesigem Wetter können die Seeleute an dieser Stelle die Dächer von Häusern erahnen. Daher der Name „Dachweg“. Hier lebte einst ein Wassermann.

 

An Land wohnte damals eine wunderschöne Prinzessin, die mit ihrer lieblichen Stimme oft wehmütige Lieder sang. Der Wassermann verliebte sich in die Prinzessin, worauf der König sie einsperren und von einem scheußlichen Drachen bewachen ließ. Davon ließ sich der Wassermann aber nicht abschrecken. Er stieg an Land, verscheuchte den Drachen mit seinem gewaltigen Fischschwanz, befreite die Prinzessin und nahm sie mit sich zurück ins Meer. Die beiden bekamen viele Kinder, von denen die meisten nach ihrer Mutter kamen und zwei Beine hatten. Von ihnen stammt die Bevölkerung von Bogense ab.

 

Ein Mädchen kamen aber eher nach dem Vater und hatte einen Fischschwanz. Sie musste natürlich im Meer bleiben. Heute sitzt sie am Ende der Hafenmole, die Hände auf zwei Seehunde gestützt. Ihr Name ist Elle.

 


Wussten Sie schon…

dass man, wenn man an einem stillen Abend, am besten nach Einbruch der Dunkelheit, zum Strand geht, aus Richtung Æbelø mit viel Glück den schönen lockenden Gesang der Meerjungfrauen hört? Ihre Stimmen sind hoch und zart und klingen da draußen in der Dunkelheit ein bisschen wie Vogelsang.

– So sagt man jedenfalls.