Diese Ausstellung erinnert an die harte Arbeit, mit der dieses Gebiet über mehrere Generationen eingedeicht und in Ackerland verwandelt wurde 

 

Im Jahr 1818 begann der Gutsbesitzer Elias J. Møller vom Gut Østrupgaard mit der Eindeichung des Egense-Fjords. Die Deiche wurden von Tagelöhnern mit Schaufeln und Spaten nach holländischem Vorbild gebaut. So entstanden zwei Deiche bis zur kleinen Insel Bogø; außerdem gab es Hochwasserschleusen, die das Wasser draußen hielten. Die Deiche bestanden aus Pfählen, Flechtzäunen, Erde und Steinen.

 

Das Land hinter den Deichen wurde nicht komplett trocken gelegt, eignete sich jedoch als Weidefläche und zur Heuernte. Die neu gewonnene Fläche entsprach rund 85 Fußballplätzen, ihre Nutzung konnte die gewaltigen Investitionen, die in die Deicharbeiten geflossen waren, jedoch nicht decken. An der tiefsten Stelle entstand ein großer See. Durch die Landgewinnung erhielten drei Inseln eine Verbindung zum Festland und die ersten Bewohner ließen sich in dem Gebiet nieder. Zu ihrer Zeit waren diese Deicharbeiten das größte Landgewinnungsprojekt in Dänemark und Kronprinz Christian, der Gouverneur der Insel Fünen, kam dreimal vorbei, um die Arbeiten zu begutachten. Es gibt zwei Gedenksteine, die auf zwei Anhöhen errichtet wurden (Sie finden sie in der Nähe des Ausstellungsgebäudes). Der eine erinnert an die Besuche des Kronprinzen, der andere an das Projekt von Elias J. Møller, für das er die Goldmedaille der Königlich Dänischen Landwirtschaftsgesellschaft erhielt.

 

Es sollten noch über 50 Jahre vergehen, bevor ein Nachfolger und Namensvetter von Elias Møller daran ging, die Eindeichung zu verbessern. Dabei kamen ihm neue Technologien zu Hilfe. In diesem zweiten Schritt wurden tiefe Entwässerungskanäle und ein weit verzweigtes Grabensystem angelegt. Hinter dem Deich entstand 1873 eine große Holländerwindmühle mit einer archimedischen Schraube, mit der das Wasser ins Meer gepumpt wurde. Die Mühle konnte 1800 Liter Wasser in der Minute befördern.  Dadurch wurde das Land hinter den Deichen wesentlich trockener, an den Rändern konnten nun Getreide oder andere Ackerfrüchten angebaut werden, die Nutzung als Weideland und zur Heugewinnung blieb aber weiterhin sehr wichtig. Ein Teil der Fläche war jedoch immer noch Feuchtgebiet.  Für die Mühle wurde ein Mühlenwart eingestellt und nach und nach ließen sich weitere Bewohner auf dem Neuland nieder. Und auch der wirtschaftliche Erfolg, von dem Elias J. Møller geträumt hatte, stellte sich langsam ein.

 

1913 entschied sich der damalige Gutsbesitzer Holger Møller, das eingedeichte Land zu veräußern. Die lokale Bevölkerung wollte verhindern, dass das Land in die Hände eines Konsortiums fiel, und wandte sich an die „Ansiedlungsvereinigung“, eine landesweite Organisation, die Land aufkaufte und an Kleinbauern vergab. Damals versuchte die dänische Regierung, Tagelöhner und Häusler mit wenig oder keinem eigenen Land zu eigenem Grundbesitz zu verhelfen.

Das Neuland wurde gekauft und unter die Verwaltung der extra hierfür gegründeten Personengesellschaft „Fjordmarken“ gestellt, die 178 Parzellen vergab und von einem neunköpfigen Vorstand geleitet wurde. Die Parzellen wurde teils an bestehende Höfe verkauft und teils an Neubauern. Dadurch entstanden eine völlig neue Siedlung und neue Bauernhöfe, die jeweils eine Familie ernähren konnten.

 

Die Leistung der Mühle wurde mehrmals verbessert, zuletzt nach dem 2. Weltkrieg, als ein Dieselmotor als Antrieb für das Pumpwerk installiert wurde. Weil „Fjordmarken“ schließlich auch das restliche Gebiet trockenlegen wollte und dies inzwischen technisch möglich war, wurde 1965 in Kooperation mit der Stiftung „Hedeselskabet“ eine völlig neue Pumpstation gebaut.

 

Schon in den 1930ern wurden hinter dem Deich große Austernschalenvorkommen entdeckt und ausgebeutet. Die Schalen wurden teils nach England exportiert, wo sie zur Herstellung von Porzellan und Fayence gebraucht wurde, und teils zu einem Ergänzungsfuttermittel für Hühner verarbeitet. Für die „Fjordmarken“ war dies ein gewinnträchtiges Geschäft; an den Stellen, an denen die Schalen abgebaut wurden,

entstanden tiefe Senken.

 

Gegen Ende des 20. Jahrhunderts änderte sich langsam die Sicht auf die Themen Entwässerung und Eindeichung und 1996 kaufte die Amtskommune Fünen der „Fjordmarken“ 62,2 ha Land ab. Die Pumpenleistung wurde gedrosselt, der Wasserspiegel stieg und die alten Schalengruben liefen voll und wurden wieder zu Seen. Rund um die Seen entstanden Röhricht und eine typische Feuchtlandschaft, die zahlreiche Vogelarten beherbergt. Hinter der neuen Pumpstation finden Sie Austernschalen.

 

Die Familie Møller

Elias J. Møller wurde im Jahr 1761 in Diernæs in Südfünen geboren. Er war der Sohn eines armen Häuslers und nicht deutete darauf hin, dass er es zum Gutsherrn bringen würde. Aber Elias war ehrgeizig. Er trat in den Dienst des Gutsherrn von Holstenshus und begleitete den Sohn des Hauses auf Reisen und zu Bildungsaufenthalten in Dänemark und im Ausland. Dank seiner Begabung lernte er dabei mehrere Fremdsprachen und erwarb betriebswirtschaftliche Fähigkeiten. So wurde er Verwalter, zunächst auf dem Østrupgaard und später auf einem anderen Gutshof auf Fünen, dem Vejlegård. 1795 kehrte er auf den Østrupgaard zurück und heiratete 1797 Anna Elisabeth Ramus, die Witwe des früheren Besitzers. Nun war er selbst Gutsherr. Elias Jørgensen Møller ruhte sich jedoch nicht auf seinen Lorbeeren aus, sondern führte das Gut sehr dynamisch weiter. Er erweiterte es um den benachbarten Ørritslevgaard, wo er seinen Bruder als Pächter einsetzte.

Der Østrupgaard blieb bis 1924 im Besitz der Familie Møller.  Ein weiteres markantes Mitglied der Familie war Holger Møller, dem das Gut 1895-1917 gehörte. Er erhielt eine wissenschaftliche Ausbildung, die er nutzte, um die Pflanzenzucht auf seinem Gut zu verbessern. Daneben war er ein am Konservatorium ausgebildeter Geiger und veranstaltete auf Østrupgaard regelmäßige Konzerte, zu denen er unter anderem den jungen Fünen Carl Nielsen einlud, der später ein weltberühmter Komponist werden sollte.

 

Das Ausstellungsgebäude ist ein ehemaliges Hühnerhaus. Die Plakate wurden im Rahmen eines von der Kommune Nordfünen unterstützten Kooperationsprojekts entwickelt, an dem die Stadtmuseen Odense und die Bewohner der Region beteiligt waren.